Totalprothesen
Die Totalprothese (auch Vollprothese genannt) gehört zum herausnehmbaren Zahnersatz. Sie ersetzt alle Zähne im vollständig zahnlosen Kiefer, meist mittels konfektionierter Prothesenzähne aus Kunststoff, seltener aus Keramik. Die Prothesenbasis im Ober- und Unterkiefer besteht meist aus Kunststoff (z.B. Acrylaten), der harte Gaumen im Oberkiefer wird bei besonderen Anforderungen von einer Gaumenplatte aus Metall bedeckt. Ohne Implantate besteht zur TP keine Zahnersatzalternative. Die Coverdenture-Prothese ist eine partielle Prothese (Teilzahnersatz). Sie überdeckt sämtliche Verbindungselemente zu noch vorhandenen Zähnen oder Implantaten vollständig, entspricht aber zahnseitig einer TP.
Totalprothesenoberseiten alt/neu
Da bei der TP keine Informationen über Bisshöhe, Bisslage, Zahnstellung, etc. aus noch vorhandenen Zähnen abgeleitet werden können, ist die schrittweise Rekonstruktion von Kieferrelation und Weichteilstützung, Funktion und Ästhetik anhand anatomischer Gegebenheiten eine besondere Herausforderung. Die Konstanz von Messgrößen wie etwa der Ruheschwebelage oder das Ausmaß ihrer Veränderlichkeit durch Zahnverlust und Zahnersatz sind dabei umstritten.
Zur Herstellung von TP werden traditionell mit konfektionierten Löffeln Situationsabformungen der Kiefer und ggf. auch alter Prothesen abgenommen. Auf den Situationsmodellen erstellte individuelle Abformlöffel (Funktionslöffel) oder vorhandene Prothesen dienen nach Anpassung und Ergänzung (z.B. mit Thermoplasten, Silikonen) zur Funktionsabformung. Standfestes, langsam härtendes Abformmaterial (z.B. PVS) führt einerseits zu einer je nach Resilienz der Schleimhaut unterschiedlichen Kompression, so dass eine gleichmäßige Druckverteilung resultiert, um späteren Druckstellen vorzubeugen. Außerdem werden die Funktionsbewegungen (Schluck-, Zungen-, Mund-, Kiefer- und Lippenbewegungen) erfasst, um anatomische und funktionelle Grenzen (etwa zu beweglichen Schleimhautanteilen, Bändern oder dem Gaumensegel) freizuhalten. Bei der TP wird so im Oberkiefer eine Saughaftung angestrebt (distale Abschlusskante auf der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen, "A(h)"-Linie), im Unterkiefer zumindest eine ruhige Lage.
Totale Unterseite
Die Bissregistrierung und Festlegung von Mittellinie, Kauebene und Bisshöhe erfolgt anhand von Schablonen mit Bisswällen oder Pfeilwinkelregistrat, die Überprüfung etwa durch Sprechproben. Zur arbiträren Scharnierachsenbestimmung kann eine Gesichtsbogenübertragung dienen. Eine Anprobe der auf Kunststoffschablonen in Wachs aufgestellten konfektionierten Prothesenzähne erlaubt die Überprüfung von Ästhetik, Halt, Okklusion, Artikulation und Sprachfähigkeit vor der Fertigstellung. Sie erfolgt im zahntechnischen Labor, es werden vielfältige Verfahren mit Kalt- und Heißpolymerisaten, Pressen, Stopfen. Spritzen und Gießen, Küvetten oder Vorwällen etc. angewendet. Nach abschließender Einstellung von Okklusion und Artikulation, Ausarbeitung und Politur erfolgt die Eingliederung.
Totale Seitenansicht
Neuerdings kann dieser seit Jahrzehnten etablierte Ablauf mit fünf bis sechs Sitzungen durch weitgehende Digitalisierung deutlich (auf zwei bis drei Termine) verkürzt werden. Verschiedene Hersteller bieten die Übertragung am Patienten gewonnener Daten in ein computergestütztes virtuelles System an. Mittels CAD-Programmen werden im virtuellen Artikulator digitalisierte Patientenanatomie und konfektionierte Zähne oder Zahnreihen in Beziehung gesetzt, per CAM-Verfahren wird dann die Prothesenbasis aus einem Rohling ausgefräst. Die Zahnreihen sind entweder voraufgestellt im Fräs-Rohling integriert (TP ist sofort fertig) oder werden aus konfektionierten Zähnen aufgestellt (Wachsanprobe und Anpassungen möglich).
Feinkorrekturen nach der Eingliederung von TP sind innerhalb (Einschleifen) und außerhalb des Patientenmundes (Remontage) sinnvoll. Es ist von einer Eingewöhnungs- und Anpassungsphase von Stunden bis Wochen auszugehen. Auftretende Druckstellen werden durch Einschleifen der TP-Ränder entlastet. Durch physiologische oder druckinduzierte Kieferatrophie (Knochenabbau) entstehende Inkongruenzen (Spalträume) zwischen Prothese und Kiefer führen zur Verschlechterung von Halt und Passung, Schaukelbewegungen und Speiseretention. Zusammen mit dem Verschleiß der Prothesenzähne resultieren langfristig oft Bisssenkungen. Durch Unterfütterung wird die Funktionsfähigkeit wieder hergestellt.
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Epoxydharz | epoxy resin |
Implantat-Suprakonstruktionen Implantat-Suprakonstruktionen Ober- und Unterkiefertotalprothese (Unterseite, mit Kugelkopfmatrizen)
Kugelkopf Eine S. kann rein implantatgetragen sein oder sich sowohl auf Zähnen, als auch auf Implantaten abstützen. Insbesondere bei Brücken spricht man dann von Hybrid- oder Verbund-Zahnersatz. Metallkeramikkronen auf Implantaten Bei zementierten S. ist zwischen provisorischer (temporärer), definitiver (permanenter) und semi-permanenter Zementierung zu unterscheiden. Letztere soll eine sichere Befestigung und gleichzeitig das Abnehmen der S. durch den Zahnarzt im Bedarfsfall ermöglichen. Damit handelt es sich um eine sogenannte bedingt abnehmbare (für den Patienten also festsitzende) S. Dazu gehören auch die verschraubten S. Die beiden Befestigungsarten bieten Vor- und Nachteile: Verschraubungen bedingen Spalträume, die bakteriell besiedelt werden können, zur Vorbeugung dagegen werden spezielle Gele zum Einbringen in den Implantat-Innenraum angeboten, die langfristig wirksam bleiben sollen. Erfolgt eine Fixation von S. mit Schrauben, können bei diesen auch Misserfolge durch Lockerung, Überlastung und Bruch auftreten. Da Implantate keine Eigenbeweglichkeit aufweisen und starr im Kieferknochen verankert sind, wird stets ein spannungsfreier Sitz von S. angestrebt. Er kann bei verschraubten S. auf mindestens zwei Pfeilern mit dem Sheffield-Test (spaltfreier Sitz bei Anziehen einer beliebigen Einzelschraube) überprüft werden. Um spannungsfreie Gerüste herzustellen, werden Verfahren zur intraoralen Verbindung (etwa Verkleben) von Teilen der S. und/oder zur digitalen Fertigung (z.B. Fräsen, Sintern) angewendet. Um unzugängliche Zementüberschüsse, die zu Periimplantitis und Implantatverlust führen können, zu vermeiden, sollte der Restaurationsrand zementierter S. stets im Bereich des Zahnfleischrands enden. Dies lässt sich – vor allem bei Implantatplattformen auf Knochenniveau ("bone level") mit entsprechenden (ggf. individuell angefertigten) Abutments erreichen. Abutments dienen als Verbindung zwischen Implantaten und S. Bei S. auf mehreren Pfeilern ermöglichen abgewinkelte Formen die Parallelisierung hin zu einer gemeinsamen Einschubrichtung. Abutments können entweder die Form eines präparierten Zahnstumpfs nachahmen oder eine Komponente eines Verbindungselements (z.B. Druckknopfsysteme, Kugelköpfe, Stege, Magnete) beinhalten. Die S. umfasst in diesen Fällen die entsprechenden ergänzenden Komponenten. |